Wie Gabrielle in ihrer Ausbildung lernt, Kinder und ihr Verhalten besser zu verstehen und auf sie einzugehen, hat sie uns in diesem Interview erzählt.
Wie bist Du zur Ausbildung gekommen?
Gabrielle: Ich war zuvor Au-pair-Mädchen bei einer Familie hier in Deutschland. Kinder finde ich toll. Ich wollte dann nicht nur die schulische Ausbildung machen, weil ich schon viel gelernt habe. Ich hatte schon ein Studium in meinem Heimatland Brasilien. Daher wollte ich nicht nur in die Schule gehen. Nun bin ich im ersten Ausbildungsjahr der praxisintegrierten Ausbildung zur Erzieherin. Und das gefällt mir richtig gut. Wir haben Theorie, aber auch praktische Sachen. Da können wir direkt schon gucken, wie es hier mit den Kindern funktioniert.
Das ist ja interessant. Du sprichst auch sehr gut deutsch! Was hast Du denn in Brasilien studiert?
Gabrielle: Ich habe dort Deutsch und Portugiesisch studiert, auf Lehramt. Ich war schon 2 Jahre vor der Ausbildung hier. Das hat mir geholfen. Ich konnte Deutsch schon sehr gut schreiben und lesen. Aber sprechen war immer schwierig. Ich habe in Deutschland auch meinen Mann kennengelernt. Das hat mir auch geholfen. Er hat auch deutsch mit mir gesprochen.
Hat Dein Mann dann auch portugiesisch gelernt?
Gabrielle: Er lernt es. Wir sind jetzt schon lange zusammen. Er kann schon viel verstehen. Aber sprechen ist für ihn schwer. Wenn wir sagen, wir sprechen jetzt portugiesisch, wird es für mich auch schwierig. Manchmal versteht er das Wort nicht und dann muss ich das auf Deutsch erklären. Dann kommen wir zurück zur deutschen Sprache. Aber jetzt hat er einen Portugiesisch-Kurs. Mal gucken, ob es dann besser geht.
Das hört sich doch schon mal gut an. Kommen wir zurück zur Erzieherausbildung. Wie ist denn Deine Woche in der praxisintegrierten Erzieherausbildung aufgeteilt?
Gabrielle: In der Woche gehe ich in die Schule und komme auch hier zum Kindergarten. Im Kindergarten bin ich dreimal in der Woche.
An 2,5 Tagen habe ich Unterricht. Also, einmal habe ich auch am Mittwochnachmittag Unterricht. Ich gehe auf das St.-Ursula-Berufskolleg. Das liegt auch direkt am Rhein in der Altstadt. Wir sind oft am Rhein. Manchmal auch, wenn das Wetter gut ist, findet der Unterricht draußen statt – bei Naturwissenschaften zum Beispiel. Wir dürfen aber nicht während des Unterrichts das Schulgelände verlassen. Ich denke, das hat mit Schutzmaßnahmen oder Unfallschutz zu tun. Wer das Schulgelände verlässt, tut das auf eigene Verantwortung.
Wie sind denn die Arbeitszeiten oder Schulzeiten in der praxisintegrierten Ausbildung?
Gabrielle: Ich arbeite von Mittwoch bis Freitag in der Kindertagesstätte, weil ich Montag und Dienstag Schule habe. Dann bin ich hier 20 Stunden pro Woche in der Kita. Mittwoch arbeite ich aber von 9 Uhr bis 16:30 Uhr. Danach fahre ich zur Schule. Donnerstags arbeite ich von 8:30 Uhr bis 15:45 Uhr und freitags von 8:30 Uhr bis 15:30 Uhr. 18-19 Stunden in der Woche bin ich in der Schule. Schule habe ich montags und dienstags und noch mittwochabends. Bei anderen Schulen sind das andere Zeiten. Ich sehe das bei Kollegen. Die haben zum Beispiel kein Unterricht mittwochabends. An anderen Schulen sind sie ein bisschen mehr in der Praxis. Die Schultage gehen von 8 Uhr bis 16:45 Uhr am Montag und Dienstag. Mittwochs bin ich noch bis 21 Uhr in der Schule. Mittwochs ist es immer ein bisschen anstrengend, weil ich arbeiten komme und dann noch zur Schule muss.
Wahrscheinlich bleibt es nicht dabei. Auszubildende erzählen uns auch von Hausaufgaben.
Gabrielle: Ja. Wir bekommen schon viele Aufgaben. Ich war ein bisschen erschrocken, weil ich das nicht erwartet habe. Mein Mann hat auch gesagt: „Ich wusste nicht, dass Erzieher*innen so viel lernen müssen!“ Viele denken, Erzieher*innen spielen nur mit dem Kind oder trinken Kaffee. Das sind so Vorurteile. Wenn man die Ausbildung macht, stellt man den Umfang fest. Aber ich bin bereit dazu. Es ist für mich auch ein bisschen schwieriger, weil Deutsch nicht meine Muttersprache ist. Aber ich bin sehr zufrieden. Es macht Spaß und ich lerne viele Sachen. Die Lehrer*innen sind sehr hilfsbereit. Sie erklären auch noch mal oder geben mir andere Texte oder ein Video, wenn ich mit einem Text so gar nichts anfangen kann. Dann versuchen sie etwas anderes. Das ist schon richtig gut! Sie sind sehr menschlich und verstehen mich auch. Sie sagen immer, man muss sich in das Kind hineinversetzen und das machen sie auch mit uns.
Was gibt es denn für Lerninhalte?
Gabrielle: Es gibt bestimmte Lernfelder. Das sind 6 Stück insgesamt. Wir haben im ersten Ausbildungsjahr erst mal 4 Lernfelder. Wir haben Musik, Spiel, Naturwissenschaft, Pädagogik, – also Unterricht über Beziehungen zwischen Kind und Erzieher*in; zwischen Eltern und Erzieher*in. Wir lernen auch rechtliche Themen. Darf ich Medikamente an ein Kind geben? Was mache ich, wenn das Kind eine Zecke oder Läuse hat? Wir haben auch Politik. Dann haben wir auch einen Vertiefungsbereich. Da gibt es die Fächer Gesundheit, interkulturelle Beziehungen und Naturwissenschaften. Ich bin im Vertiefungsbereich Naturwissenschaften. Wir haben unsere Themen ausgesucht und verteilt. Jede Gruppe soll eine Präsentation zu Angeboten für die Kinder machen. Ich hatte zum Beispiel das Thema Dinosaurier. Da habe ich auch hier in der Kindertagesstätte ein Projekt für 4 Wochen gemacht. Das war richtig schön. Die Kinder waren sehr begeistert. Danach mussten wir das in der Schule präsentieren. So wissen auch die anderen, was man mit dem Thema machen kann und was man anbieten kann.
Das ist ja toll. Es gibt also direkt eine praktische Anleitung in der Schule, die in der Kindertagesstätte hilfreich ist.
Gabrielle: Ja. Meistens ist es Theorie und Praxis. Wir müssen versuchen, die Inhalte anzuwenden. Wir müssen Beispiele nennen. Im Fach Musik musste jeder ein Lied vorstellen. Jetzt haben wir eine Kartei mit Liedern. Ich suche nicht mehr so viel im Internet. Wenn wir ein Thema und Musik dazu schon hatten, kann ich das Lied nutzen.
Wir nehmen auch noch andere Sachen aus der Schule mit zu den Kindern. In diesem Jahr haben wir in der Schule viel über Beobachtung gesprochen. Jetzt wissen wir, worauf wir achten müssen und was man aus der Beobachtung gewinnen kann. Das habe ich hier in der Kindertagesstätte auch oft gemacht.
Gibt es noch weitere Themen, die aus der Ausbildung direkt in die Anwendung kommen?
Gabrielle: Wir hatten auch Lerntheorie und kindliche Entwicklung. Das kann man sehr gut direkt in Situationen mit Kindern anwenden. Ich frage mich: Warum macht dieses Kind das jetzt? Wie alt ist es? Warum verhält es sich so? Oder warum ist das Kind gerade so egoistisch? Es gibt eine Phase, in der das Kind noch nicht auf andere Menschen achtet und nur seine Perspektive sieht. Das kann man auch sehr gut sehen. Kinder haben andere Bedürfnisse als Erwachsene. Was ist für sie wichtig? Was wollen die Kinder? Was wollen sie auch in diesem Moment sagen, was sie nicht in Worte fassen können? Das ist schon interessant! Die Ausbildung hilft, Kinder besser zu verstehen.
Was würdest du denn einem Menschen raten, der sich für die Erzieherausbildung interessiert aber noch nichts darüber weiß?
Gabrielle: Man sollte zuerst ein Praktikum machen und gucken, ob das dann das Richtige ist. Ich habe vorher mit Kindern gearbeitet und das war für mich sehr wichtig. Ich konnte den Alltag kennenlernen und sehen, wie die Kinder sind oder wie man mit Eltern umgeht. Ich weiß auch, wie es ist, in der Gruppe mit zwei oder drei anderen Menschen zu arbeiten. Man muss auch ein bisschen offen sein, weil man nicht allein in irgendeinem Büro ist. Diese Arbeit ist mit Menschen. Man hat Kolleg*innen und kümmert sich um Kinder. Man muss gut mit Menschen umgehen können. Ich denke, man muss auch kritikfähig sein. In der Ausbildung lernt man noch und wird verbessert. Da darf man nicht beleidigt sein. Also, man sollte am Anfang ein Praktikum machen. Ich denke, man muss sich vorher ein bisschen ausprobieren. Nach dem Praktikum kann man sich fragen: Kann ich das wirklich? Kann ich von 8 bis 16 Uhr mit Kindern arbeiten? Die sind auch mal laut oder weinen. Sie haben auch schlechte Tage. Aber sie sind auch lieb. Sie geben mir auch etwas zurück. Sie sagen mir: „Ich habe mich so gefreut, dass du da bist!“ Das ist super. Ich denke, man muss vorher Erfahrungen machen. Auch die Schulen sind unterschiedlich. Damit muss man sich auch beschäftigen. Das St.-Ursula-Berufskolleg hat mehr Schulstunden. Das ist schon anstrengend. Aber ich werde gefördert. Ich würde das St.-Ursula-Berufskolleg empfehlen. Ich bin mir sicher, dass ich am Ende eine gute Erzieherin sein werde!
Vielen Dank für das Gespräch!
Gabrielle: Gerne!
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